Grussbotschaft Edith Saner

„Auch aus Steinen, die Dir in den Weg gelegt werden, kannst Du etwas machen.“ (Goethe)

Portrait von Edith Saner
Bild Stefan Wey

Gerne hätte ich persönlich eine Grussbotschaft am geplanten Jubiläumsfest überbracht. Doch in diesem Jahr ist alles anders.

„Auch aus Steinen, die Dir in den Weg gelegt werden, kannst Du etwas machen.“ (Goethe)

Covid-19 hat verschiedene Steine in unsere gewohnten Lebenswege gelegt. Wir haben die Wahl, uns Wege verbauen zu lassen, dies hinzunehmen und zu resignieren. Oder auch diese Steine als Herausforderung unserer Zeit zu sehen und Neues zu entdecken.

Vier Jahrzehnte ist die Stiftung Domino unterwegs für Menschen mit Behinderungen. Alle, die im Domino arbeiten, sich für diese Organisation einsetzen und alle, die ins Domino zur Betreuung kommen, haben gelernt, dass Steine, die in den Weg gelegt werden, auch nützlich sein und sogar zu Spielsteinen umgewandelt werden können.

40 Jahre unterwegs für Menschen, die durch eine oder mehrere Behinderungen im Leben eingeschränkt sind. Die auf Betreuung, Unterstützung, verschiedenste Hilfestellungen und individuelle Förderung angewiesen sind. Seit 2013 heisst die Stiftung Domino. Ein Name, der dem Zweck und Ziel dieser Institution alle Ehre macht.

Wer sich auf ein Dominospiel einlässt, braucht Wissen, Taktik, Geschicklichkeit, Ausdauer und muss sich im Denken üben. Man muss Freude haben, gemeinsam mit Steinen etwas zu erproben - mit dem Wissen und der Erfahrung, dass es gute und weniger gute Spielerinnen und Spieler gibt. Es braucht somit auch die Fähigkeit, tolerant zu sein und Geduld zu haben. Andere anzulernen oder sich selber instruieren zu lassen, die Stärken oder auch Schwächen des Gegenübers zu erkennen, ohne dies missbräulich zu nutzen. Es braucht auch den Mut, Herausforderungen im Leben spielerisch anzugehen. Das alles und vieles mehr kann im Dominospiel geübt und erlernt werden. Im Weiteren sind klare Regeln und Abmachungen zur Orientierung und Sicherheit notwendig. Diese schaffen einen Boden, der die Ausgangslage des Spiels für alle ähnlich macht.

Vier Jahrzehnte ist die Stiftung Domino unterwegs für Menschen mit Behinderungen. Alle Eigenschaften, Fertigkeiten und Fähigkeiten, die ein Dominospiel fordert, werden in der Institution Domino seit Jahren erlernt und umgesetzt. Im Mittelpunkt stehen Menschen, die Lebenseinschränkungen haben. Menschen, die klare Regeln brauchen, um Sicherheit zu haben und in ihren Fähigkeiten auch auf spielerische Art gefördert werden können. Menschen, die darauf angewiesen sind, dass man ihnen mit Respekt, Geduld und Würde begegnet. Das Domino ist für diese Menschen mehr als ein Spiel. Es ist ihr Leben, das sie trotz Einschränkungen zusammen mit den Angehörigen angenommen haben und immer wieder annehmen müssen.

„Vielfalt Aargau“ ist mein Motto im Präsidialjahr. Und mit Vielfalt meine ich nicht nur die unterschiedlichen Regionen, die Dialekte, die abwechslungsreichen Landschaften,Seen und Flüsse, und die zum Teil auch etwas komplizierte Geschichte. Die Vielfalt ist auch geprägt durch die Arbeit und das Handeln von Menschen aus verschiedenen Berufsrichtungen, für Menschen mit unterschiedlichen Prägungen, Begabungen und Fähigkeiten. Und genau in dieser Vielfalt bewegt sich die Institution Domino. Vielfältig und nicht ersetzbar.

„Die grossen Taten der Menschen sind nicht die, welche lärmen. Das Grosse geschieht so schlicht wie das Rieseln des Wassers, das Fliessen der Luft, das Wachsen des Getreides.“ (Adalbert Stifter)

Mit diesen Worten danke ich Ihnen im Namen des Grossen Rates und unserer Regierung herzlich für Ihren wertvollen und unersetzlichen Einsatz in der Stiftung Domino. Ich gratuliere Ihnen zum 40-jährigen Jubiläum.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie in den kommenden Jahren weiterhin mit Zuversicht unterwegs sind und für Ihre Arbeit von verschiedenen Seiten Anerkennung erhalten. Und ich wünsche Ihnen, dass Sie sich selber Sorge tragen und den Alltag auch mal so gestalten, dass zur Abwechslung mit Domino­steinen die Herausforderungen bespielt werden können.

Edith Saner, Grossratspräsidentin 2020