«Jahresrückblick im Domino: Warum dort bald keine «Betreuer» mehr arbeiten» (AZ)

Gestern präsentierte die Stiftung für Menschen mit Behinderung Region Brugg-Windisch den Geschäftsabschluss 2020 und aktuelle Projekte.

Bild der Medienkonferenz 2021
Von links: Karin Fergg (stv. Geschäftsführerin), Peter Schmidlin (Präsident Baukommission), Jörg Hunn (Präsident Betriebskommission) und Philipp Küng (Präsident Stiftungsrat). © 2021 Maja Reznicek

Wo normalerweise mit Elektrogeräten hantiert oder Kaffee serviert wird, stand im Domino im vergangenen Jahr vieles still. Wegen der Ausnahmesituation gingen Montage- und Cateringaufträge markant zurück, das Café Domino in Hausen und das Mikado Café in Windisch blieben lange geschlossen.

Betriebsstrukturen mussten – möglichst wenig Personen der Wohngruppen sollten sich durchmischen – angepasst werden, Anlässe fielen aus oder wurden verschoben. Stiftungsratspräsident Philipp Küng ergänzt am gestrigen Jahresmediengespräch:

«2020 ist ganz viel Flexibilität nötig gewesen, aber trotz der Ausnahmesituation wurde sehr gut gearbeitet.»

Zwar habe das Domino auch Corona- und Quarantänefälle gehabt, sagt die stellvertretende Geschäftsführerin Karin Fergg, glücklicherweise sei aber niemand schwer erkrankt. Im Mai könne nun auch die zweite Impfung durchgeführt werden. Doch wie in anderen Betrieben hat das Virus «auch unsere Rechnung beeinflusst», erklärt Jörg Hunn, Präsident Betriebskommission.


Bild der Medienkonferenz 2021 mit Mikado
Café und Shop Mikado in Windisch im November 2020. © 2020 Maja Reznicek

Gesamterfolg belief sich auf rund 578'000 Franken

Im Vergleich zum Vorjahr reduzierten sich die Erträge aus Produktion und Dienstleistungen um rund 310'000 Franken. Trotz pandemiebedingter Mindereinnahmen und Mehrausgaben schliesst die Betriebsrechnung 2020 der Stiftung mit einem – «angesichts des Umsatzes von 11 Millionen» – kleinen Minus von 28'000 Franken deutlich besser ab, als budgetiert. Der haushälterische Umgang mit den Finanzen habe dazu beigetragen. Jörg Hunn räumt ein:

«Wir haben die kantonalen Beiträge sehr vorsichtig eingesetzt, vielleicht etwas zu vorsichtig.»

In Anbetracht der Lage sei das Ergebnis der Betriebsrechnung «fast eine schwarze Null». Unter Berücksichtigung des Spendenerfolgs von 606'000 Franken belief sich der Gesamterfolg der Stiftung auf rund 578'000 Franken.

Bild der Medienkonferenz 2021 mit Kunsthandwerk
In den Werkstätten der Stiftung Domino entstehen verschiedenste Produkte - hier Säckli für das Tierkrematorium. © 2020 Pascal Bruhin

Die Stiftung Domino nutzte das vergangene Jahr zudem zur Überarbeitung des Betriebs- und Betreuungskonzeptes sowie zur «Überprüfung der eigenen Haltung». Karin Fergg sagt: «Das neue Konzept Assistenz orientiert sich noch stärker am UNO-Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderung und unterstreicht unsere Unterstützungshaltung.»

Dies verlangt unter anderem die Einführung neuer Begrifflichkeiten. Beispielsweise sprach man gemäss Karin Fergg früher von Betreuer, zukünftig werden sie Assistenzpersonen genannt. Philipp Küng erklärt dazu:

«Die Menschen müssen nicht von Grund auf betreut werden. Sondern nur dort, wo sie es auch brauchen.»

Eine Koordinationsstelle Behinderung soll entstehen

Genauso soll im Zuge des überarbeiteten Leitkonzepts das im Bau befindliche Gebäude Romeo nicht mehr als Wohnheim, sondern als Wohnhaus bezeichnet werden. Bei dem Projekt entstehen in Hausen 20 betreute Wohn- sowie 22 Atelierplätze. Man habe 95 Prozent der Arbeiten vergeben können und rechne mit Kosten von 13'079'000 Franken, wie Peter Schmidlin, Präsident der Baukommission, sagt.

Bild der Medienkonferenz 2021 mit Baustelle Romeo
Die Bauarbeiten für das Wohnhaus Romeo sind im vollen Gange. © 2021 Maja Reznicek

Sämtliche Kosten werden dabei durch den Kanton über den Tarif refinanziert, abgesehen von den 300'000 Franken für die Fotovoltaikanlage. Deren Finanzierung müsse man noch abklären. Geplant ist, «Romeo» in den Sommerferien 2022 der Bewohnerschaft zur Benutzung zu übergeben.

Gemäss Fergg hat die Stiftung Domino aber noch ein weiteres Projekt im Köcher: Aktuell laufen erste Gespräche und Vernetzungen auf regionaler Ebene zur Schaffung einer «Koordinationsstelle Behinderung». Fergg sagt:

«Wir stellen uns eine zentrale Anlaufstelle rund um die Thematik, ähnlich wie bei der Koordinationsstelle Alter in Brugg, vor».

Der Standort der Stelle ist noch nicht bekannt.

https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/brugg/hausen-jahresrueckblick-im-domino-warum-dort-bald-keine-betreuer-mehr-arbeiten-ld.2140592