«Ich brauche Aufgaben» (Generalanzeiger)

Anderen Menschen Zeit zu schenken bereichert. Diese Erfahrung macht Anna-Maria Pabst. Seit vier Jahren trifft sie sich mit Elfriede Kohler.

Bild Freiwilligenarbeit mit drei Frauen in einer Herbstlandschaft

Jedes Jahr am 5. Dezember wird am Internationalen Tag des Ehrenamts weltweit freiwilliges Engagement in der Gesellschaft geehrt. Rund 40 Prozent der Schweizer Bevölkerung engagieren sich in einem Verein oder einer Organisation. Mit ihren Dienstleistungen bringen sie Farbe in den Alltag und bereichern das gesellschaftliche Leben. Seit 2017 arbeitet auch die Stiftung Domino mit Freiwilligen. Die Stiftung bietet Wohn- Arbeits- und Ausbildungsplatz für Menschen mit Assistenzbedarf. «Die freiwilligen Einsätze leisten eine wertvolle Ergänzung zur Betreuungsarbeit», betont Karin Schneiter, Koordinatorin der Freiwilligenarbeit. Zurzeit sind dreizehn Freiwillige im Einsatz. «Gerne würden wir unseren Freiwilligen-Pool auf zwanzig Personen aufstocken», sagt Karin Schneiter.


Ausflüge, Spiele und Gespräche

Anna-Maria Pabst aus Hausen ist eine dieser Freiwilligen. Alle vierzehn Tage trifft sie sich mit Elfriede Kohler, einer langjährigen Bewohnerin des Domino. Elfriede Kohler geniesst es, allein mit Anna-Maria Pabst etwas unternehmen zu können, und hat in ihr eine gute Zuhörerin gefunden. «Mir ist wichtig, dass man mich ausreden lässt», betont sie. In der Wohngruppe würden manchmal alle durcheinander reden. Das möge sie nicht, da verliere sie den Gesprächsfaden, erklärt sie. Sie freue sich auch auf die Gesellschaftsspiele, die sie mit Anna-Maria Pabst bei ihr zu Hause spiele. Elfriede Kohler betont, dass sie viele Interessen habe. Eine besondere Vorliebe hat sie für Geografie, Berge und Zahlen. Sie geht aber auch gerne spazieren. «Mir gefällt alles, was wir machen», schwärmt sie. Vor vier Jahren wurde Elfriede Kohler pensioniert. Vorher arbeitete sie in der Abteilung Ausrüsterei in der Werkstatt. Jetzt verbringt sie ihre Zeit gerne auch mit Stricken oder Häkeln. Stolz ist sie auf ihre Topflappen, die sie mit Wappen verziert. Am liebsten macht sie aber Ausflüge. «Ich entdecke gerne neue Gegenden», erklärt sie.


Offenheit und Toleranz
Anna-Maria Pabst begleitet Elfriede Kohler auch zum Coiffeur. Unterwegs kehren sie dann auf eine Tasse Kaffee ein. «Das gehört einfach zu unseren Ausflügen dazu», sagt Anna-Maria Pabst schmunzelnd. Ihre Einsätze im Domino möchte sie nicht mehr missen. «Sie geben mir viel», so Pabst. Von den Bewohnerinnen und Bewohnern werde sie wie eine Schwester begrüsst, wenn sie vorbeikomme. Als sie vor ein paar Jahren frühzeitig in Pension ging, habe sie sich nach einer neuen Tätigkeit umgeschaut. «Ich brauche Aufgaben», erläutert sie. Diese ermöglichen ihr, den Alltag besser zu strukturieren. Ausserdem habe sie auch während ihrer Berufstätigkeit immer gerne mit Menschen gearbeitet. Auf die Frage, was denn wichtig sei im Umgang mit Menschen mit Assistenzbedarf, antwortet sie: «Die Menschen so zu nehmen, wie sie sind, und offen zu sein für neue Perspektiven.»


Zeit schenken
Ein wichtiger Punkt sei auch die Zuverlässigkeit, ergänzt Karin Schneiter. «Die Klienten freuen sich sehr auf diesen Tag, und nicht alle können mit einer kurzfristigen Absage gut umgehen», erklärt sie. Die Einsatzbereiche seien unterschiedlich und orientieren sich nach den Bedürfnissen der Klienten. Karin Schneiter betont, dass alle Freiwilligen in ihre Aufgabe sorgfältig eingeführt und begleitet werden. Interessierte können sich unverbindlich melden. «Wir können uns zu einem Kaffee im Domino treffen und uns erst einmal kennenlernen», sagt Karin Schneiter.

Am Dienstag, 18. Januar, 17 Uhr, findet eine öffentliche Infoveranstaltung statt. Anmeldung und Information erhält man bei Karin Schneiter 056 448 90 75.