«Wohnhaus Romeo wird Mitte Juni offiziell eröffnet – nicht der einzige Meilenstein, von dem das Domino berichten kann» (AZ)

Die Stiftung, die sich für Menschen mit Assistenzbedarf einsetzt, lud am Donnerstag zum Jahresmediengespräch in Hausen. Stiftungsratspräsident Philipp Küng verriet, über welche zwei neuen Leistungen man sich aktuell besonders freut.

Bild AZ Philipp Kueng Rainer Hartmann Peter Schmidlin vor dem Romeo
Von links: Philipp Küng, Stiftungsratspräsident, Rainer Hartmann, Geschäftsführer, und Peter Schmidlin, Präsident Baukommission, führen durch das neue Wohnhaus Romeo. Maja Reznicek

An den Türen hängen schon die ersten Namen. Anfang Juni kann das neue Wohnhaus Romeo bezogen werden. Mit einigen Jahren Verzögerung gelang im Herbst 2020 der Baustart – mitten in der Pandemie. Nichtsdestotrotz habe das Haus planmässig erstellt werden können.

Peter Schmidlin, Präsident der Baukommission, sagt am Jahresmediengespräch der Stiftung Domino:

«Trotz Widrigkeiten wie Lieferschwierigkeiten ist der Abschluss der Bauarbeiten eine Punktlandung.»

Insgesamt 26 Wohnplätze in fünf Wohnungen – darunter eine nur für Seniorinnen und Senioren – bieten die Räumlichkeiten in Hausen auf drei Geschossen. Dazu kommen zwei Werkateliers mit 22 Arbeitsplätzen.

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Ab Juni leben im Romeo die ersten Bewohnerinnen und Bewohner. Maja Reznicek

Speziell hebt Geschäftsführer Rainer Hartmann am Donnerstag das sogenannte «Temporärzimmer» hervor, ein ganz neues Angebot der Stiftung. Beispielsweise in Notsituationen bietet dieses einer Person mit Assistenzbedarf bis zu mehreren Wochen ein vorübergehendes Zuhause.

Die «Achterbahnfahrt mit dem Virus» prägte 2021

Neuerungen gibt es bei der Stiftung aber nicht nur baulicher Natur. Seit Anfang Jahr kann die Learco AG, eine vom Domino mit drei weiteren Stiftungen gegründete Firma, zwei im Betreuungsgesetz neu vorgesehene Dienstleistungen anbieten: «Unterstützung selbstständigen Wohnens» und «Begleitung im Arbeitsmarkt».

Stiftungsratspräsident Philipp Küng führt aus:

«Wir gehören pro Leistung zu einer von vier Organisationen im ganzen Kanton, die das können.»

Dahingegen löste sich das Domino 2021 auch von Altem: Ende Jahr wurde gemäss Philipp Küng die Betriebskommission aufgelöst und deren Aufgaben vom Stiftungsrat übernommen. Zusätzlich sei man daran, so sagt der Stiftungsratspräsident, einen Beirat zu wählen. Das 10- bis 15-köpfige Gremium soll einen rein konsultativen Charakter haben und der Stiftung fachliche Unterstützung bieten sowie regionale Vernetzung ermöglichen.

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Spatenstich für das Wohnhaus Romeo im September 2020. Irene Hung-König

Davon abgesehen, sei das letzte Jahr nochmals geprägt gewesen von der «Achterbahnfahrt mit dem Virus». Trotzdem habe man den Alltag so normal wie möglich gestaltet. Dank der Mithilfe der Mitarbeitenden der Werkstätten, dem Personal und der Bewohnerschaft habe man das zweite Pandemiejahr gut überstanden. Philipp Küng schliesst mit einem Schmunzeln: «Stresstest bestanden.»

Leichter Rückgang bei den Spendengeldern verzeichnet

Dass 2021 auch ein Coronajahr gewesen ist, hat sich gemäss Geschäftsführer Rainer Hartmann zahlenmässig gezeigt. Wie bereits im Vorjahr kam es zu Umsatzeinbussen – etwa durch die Schliessung der Cafés oder abgesagte Events. Hartmann sagt:

«Trotzdem konnten wir ein positives Resultat erzielen.»

Die Rechnung des Betriebs zeigt einen Gewinn von 137’000 Franken.

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26 Wohnplätze hat das Romeo. Maja Reznicek

Einen leichten Rückgang verzeichnete die Stiftung bei den Spendeneingängen. Lagen diese 2020 noch bei 177’800 Franken, waren es im vergangenen Jahr rund 145’800 Franken. Dies sei wohl ein Corona-Effekt, erklärt Rainer Hartmann. Die Leute hätten durch die Pandemie weniger in die Ferien gekonnt und dieses Geld mehr gemeinnützig genutzt.

Die Spendenrechnung schliesst mit einem Plus von 90’000 Franken. Der Gesamterfolg beträgt für das vergangene Jahr 227’000 Franken. Parallel zum Baufortschritt des Romeo hat sich die Bilanzsumme von 13,8 Mio. auf 19,5 Mio. Franken erhöht.

«Es ist aktuell sehr anspruchsvoll und streng»

Als Highlight des letzten Jahres bezeichnet Rainer Hartmann die Einführung des Konzepts Assistenz im September. Im Rahmen der Assistenzvereinbarung wird dabei mit den Mitarbeitenden der Werkstätten und der Bewohnerschaft oder deren Beiständen direkt vereinbart, welche Leistungen von Seiten des Domino erbracht werden. Dies stärke Selbst- und Mitbestimmung der Menschen.

In diesem Kontext habe das Domino auch sein Wording angepasst: In Zukunft wird etwa statt von «Betreuung» von «Assistenz» gesprochen, «Behinderung» durch «Assistenzbedarf» oder «Beeinträchtigung» ersetzt. Für die Stiftung sei es ein Meilenstein, so Hartmann:

«Wir sind den Menschen schon immer auf Augenhöhe begegnet, jetzt zeigt sich das in der Sprache.»

Grössenteils ist die neue Regelung gemäss Hartmann durchgesetzt, auf alten Unterlagen seien die bisherigen Bezeichnungen teilweise noch zu finden.

Bild AZ Romeo Wohnzimmer
Ein Gemeinschaftsbereich im Wohnhaus Romeo. Maja Reznicek

Was die Stiftung Domino aktuell aber vordergründig beschäftigt, ist der Bezug des neuen Wohnhauses Romeo. Neue Assistenzpersonen müssten eingeführt, Umzüge organisiert und noch diverse Details geklärt werden. Rainer Hartmann sagt: «Es ist aktuell sehr anspruchsvoll und streng.» Komplett besetzt ist das Wohnhaus bisher nicht. Zwischen 10 und 15 der Wohnplätze sind gemäss dem Geschäftsführer momentan frei.

Einen Blick in die neuen Räumlichkeiten können alle Interessierten am 18. Juni werfen. Zwischen 14 und 24 Uhr findet dann mit Gauklern, Musik und einer nächtlichen Illumination ab 22 Uhr das offizielle Eröffnungsfest des Romeo in Hausen statt.


https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/brugg/hausen-wohnhaus-romeo-wird-mitte-juni-offiziell-eroeffnet-nicht-der-einzige-meilenstein-von-dem-das-domino-berichten-kann-ld.2293482